Story

Monopol Colors Kenia

Afrika ist für mich ein attraktiver Zukunftsmarkt. Während Chinesen und Inder dies auch so sehen und immense Investitionen tätigen, glänzen Europäer mehrheitlich durch Abwesenheit. Dass Monopol Colors in Afrika Farben produziert, gründet in der Tatsache, dass ein wichtiger Kunden seinen Sitz ebenfalls in Ostafrika hat. Bis vor kurzem haben wir den afrikanischen Markt mehrheitlich von unserem Tochterunternehmen in Indien aus beliefert. Dort haben wir seit 2009 eine Entwicklungs- und Produktionsstätte.

Ich hatte also durchaus Auslanderfahrung, als wir 2015 in Nairobi unser eigenes Werk eröffneten. Aber vergleichbar ist die Situation zwischen indischem Subkontinent und schwarzem Kontinent überhaupt nicht. Während der Drive der Bevölkerung das Geschäft in Indien ankurbelt, wirken sich Korruption und politische Instabilität in vielen afrikanischen Staaten negativ aus, vorallem auf das Wirtschaftswachstum. Für ein KMU wie das unserige bedeutet dies in erster Linie, sich auf alles gefasst zu machen und den Breakeven nicht allzu optimistisch anzusetzen. Wenn mir einer sagt: «In drei Jahren mache ich Gewinn in Afrika», dann entgegne ich ihm heute aus voller Überzeugung: «Vergiss es, du wirst sicher doppelt solange brauchen!». Man muss verdammt hart kämpfen und Durchhaltewillen an den Tag legen, um in einer von Stämmen beherrschten Region zu reüssieren, in der sich die meisten Staaten zudem spinnefeind sind. Das führt beispielsweise zur absurden Situation, dass wir Nachbarländer Kenias aufgrund der undurchschaubaren und komplizierten Zollgesetze mitunter nicht von unserer Fabrik vorort aus beliefern können, sondern aus Indien. Geht einfacher, geht schneller, geht günstiger.

Trotzdem halte ich am Standort Nairobi fest. Ich glaube daran, dass Ostafrika eine prosperierende Zukunft bevorsteht, wenn denn die unsägliche Korruption eingedämmt werden kann. Denn die Infrastruktur bedarf Verbesserungen, das Rohstoffvorkommen ist riesig, die Leute wollen etwas erreichen. Was unser Glück ist: Wir haben keine Geschäftsbeziehungen zum Staat, sind kein Teil von Infrastrukturprogrammen der öffentlichen Hand. Wir geschäften privat und sind deshalb weniger Willkür und Mauscheleien ausgesetzt. Trotzdem darf man den Aufwand nicht unterschätzen, den man als Unternehmer hat. Ich reise sicherlich viermal jährlich nach Nairobi, täglich halte ich per Mail und Telefon Kontakt zu meinem Geschäftsführer vorort. Der übrigens ein Einheimischer ist. Und ich habe ihn ganz bewusst am Unternehmen beteiligt. Für mich ist das ein bewährtes Rezept, damit sich Mitarbeitende verantwortlich fühlen und die Kosten in fernen Landen nicht plötzlich aus dem Ruder laufen.

In Afrika wechseln sich schönes Wetter und Donnerwetter in rasantem Tempo ab. Veni, vidi, vici – die dortigen Märkte als ach so gebildeter Europäer einfach nach cäsarscher Manier einnehmen zu wollen, das kann man glatt vergessen. Ist auch gut so, finde ich. Und natürlich könnte man sich an geeigneter Stelle in der Schweiz informieren, wie das so läuft mit den Geschäften in der Region, den Sitten und Gepflogenheiten, den Chancen und Risiken. Ich für meinen Teil mache meine Erfahrungen indes lieber gleich selber vorort. Learning by doing! Da holt man sich vielleicht auch mal ein blaues Auge, behält aber letztendlich alles unter seiner eigenen Kontrolle. Und das ist wohl das Allerwichtigste, wenn man als KMU in Afrika reüssieren will: die Unabhängigkeit von Behörden und dem System.

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