Über 100 Tonnen Farben für Tankstellen-Megaprojekt in Indien

Bewegt man sich auf den Strassen in Indien, fährt man nicht nur an grossen Hochhäusern und dichtbesiedelten Vierteln vorbei, sondern auch an Tankstellen, die aufgrund ihrer grünen Farbe ins Augen stechen: die Jio BP. Diese gehören dem indischen Konzern Reliance und dem englischen BP-Konzern, die sich im Jahr 2019 zu einem Joint Venture zusammenschlossen und die Jio BP gründeten. 

Der Name Jio bedeutet auf Hindi: «Live the life», lebe das Leben. Heutige Experten-Einschätzungen prognostizieren, dass Indien in den nächsten 20 Jahren zu einem der am schnellsten wachsenden Kraftstoffmärkte der Welt wird. Dafür soll unter anderem das Reliance-Portfolio von über 1’400 bestehenden Einzelhandelsstandorten sukzessive auf 5’500 erweitert werden. Bis im Frühling 2022 sollen dafür in ganz Indien über 1’000 neue Tankstellen gebaut werden. Weitere 2’000 Tankstellen sollen bis im Herbst 2022 folgen. Für jede Tankstelle werden rund 450 m2 Fassadenpaneele im Bandbeschichtungsverfahren (Coil Coating) beschichtet. Und hier kommt Monopol Colors India ins Spiel. 

Monopol Colors hat sich unter vielen Anbietern mit ihrer Hochleistungs-Fluropolymerbeschichtung Vernicron durchgesetzt. Im Oktober 2021 hat man schliesslich den Auftrag erhalten, die Tankstellen in den hochglänzenden Farben grün, gelb, weiss und wenig grau einzufassen. Der Vorteil der Fluorpolymerbeschichtung liegt in der Farb- und Glanzhaltung – sie bleibt über mehrere Jahrzehnte erhalten. Dank der hydrophoben Eigenschaften sind solche Fassaden nicht nur einfach zu reinigen, sie bleiben dadurch genauso schön wie am ersten Tag. 

Sobald bis im Herbst 2022 also die ersten 3’000 Tankstellen in den typischen Jio-BP-Farben erstrahlen, sollen weitere dazukommen. Die Aluminiumverbundplatten werden von den langjährigen Monopol-Partnern Aludecor Lamination Pvt. Ltd. und 3A Composites India Pvt. Ltd. in Indien produziert. Für Monopol Colors heisst das Folgendes: Für die über 1.3 Millionen Quadratmeter zu beschichtender Fläche werden ca. 100 Tonnen Farben benötigt. Ein Megaprojekt!

Fachvortrag am SGV: Indien, der «mächtige Elefant»

Indien: Ein brüllender Tiger oder doch eher ein mächtiger Elefant? Einer, der die Antwort darauf kennt, ist Lionel Schlessinger, CEO von Monopol Colors. Im Rahmen eines Fachvortrags des Schweizerischen Gewerbeverbands referierte er am 14. Januar 2022 unter anderem über diese Frage. Auch Schlessinger musste bei seinen Reisen mit Vorurteilen aufräumen. Denn es gibt nicht einfach «das» Indien.

Offiziell gibt es 24 Sprachen mit eigener Schrift. Schätzungen gehen davon aus, dass in ganz Indien ca. 415 Sprachen gesprochen werden. Eine enorme Anzahl, die zu manchen Herausforderungen führt. Die Ausdehnung von Süden nach Norden beträgt knapp 3’200 km. Das entspricht ungefähr der Strecke von Sizilien bis ins finnische Lappland. Folglich hat der Südinder ungefähr genauso viel mit dem Nordinder gemeinsam, wie in Europa ein Sizilianer mit einem Finnen.

Wer auf dem Subkontinent Geschäfte tätigen wolle, brauche vor allem Geduld und müsse sich vernetzen, um aus Fehlern anderer zu lernen, erzählt Schlessinger. Das mit 1,4 Milliarden bevölkerungsreichste Land der Erde mit einer durchschnittlich 26,7 Jahre jungen Bevölkerung ist noch immer sehr arm. Rund ein Viertel lebt bis heute in Slums. Aber gerade dieses junge Alter der Bevölkerung – knapp 2/3 der Bevölkerung sind unter 35-jährig – spielt dem Land auch positiv in die Karten. Denn diese wollen das Land voranbringen und ihre persönliche Situation verbessern.

Eine Herausforderung ist auch die zunehmende Migration in die Städte. Schätzungen gehen davon aus, dass bis ins Jahr 2050 knapp die Hälfte der 1,7 Milliarden Menschen in Indien in Städten leben werden. Dies führt zu grossen Problematiken hinsichtlich Infrastruktur wie beispielsweise den Strassen und der Stromversorgung. Diese stossen bereits heute – insbesondere während des Monsuns – an ihre Kapazitätsgrenzen.

Herausfordernd ist und bleibt auch das Kastensystem. Das zwar offiziell abgeschaffte Kastensystem ist immer noch in den Köpfen vieler Inder und damit ein grosser Feind der Leistungsgesellschaft. Indien hat viele Hausaufgaben noch nicht gemacht: seine Kapitalmärkte sind extrem reguliert, Zahlungsfristen bis 200 Tage und mehr keine Seltenheit, «Freundschaftsgeschenke» unausweichlich, die von den Engländern geerbte Bürokratie endlos, die Gerichtbarkeit eine Katastrophe – und dennoch bereut Schlessinger seinen Schritt nach Indien keine Sekunde.

All diese Erfahrungen sollen also nicht dazu führen, einen Bogen um Indien zu machen. Im Gegenteil: Indien bietet grosse Chancen, wenn man bereit ist, aus seinen Fehlern zu lernen und sich in Geduld zu üben. Nicht zu vergessen sind auch die Freundlichkeit der Menschen, die Farbenvielfalt in den Strassen und die verschiedenen Aromen in der Küche, die es Schlessinger angetan haben. Auf jeder seiner Reisen wurde er immer wohlwollend aufgenommen – und Indien damit zu Schlessingers zweitem Zuhause.

Indien ist also kein brüllender Tiger, sondern ein mächtiger Elefant. Es braucht Zeit, bis sich dieser in Bewegung setzt und ist dann nicht mehr aufzuhalten. Geduld ist das Schlüsselwort, will man in Indien Erfolg haben.

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